Geschichtsblätterband 2017 (NF 56) zum Reformationsjubiläum
16.07.2018
Die bemerkenswerte und bis heute prägende Reformationsgeschichte der Stadt war somit für den Geschichtsverein und das Stadtarchiv Anlass genug, eine Tagung zum Thema auszurichten, zu der die Stuttgarter Landeshistorikerin Professor Dr. Sabine Holtz als Kooperationspartnerin gewonnen werden konnte. Die Vorträge dieser Tagung liegen nun mit dem neuen Geschichtsblätterband 2017 vor. Sie geben Einblick in aktuelle Fragen der Forschung und in eine zeitgemäße Bewertung der für uns heute so fernen Reformationsepoche. Junge Forscher kommen darin ebenso zu Wort wie bewährte Fachleute. Sabine Holtz berichtet einführend über „Die Reichsstadt Reutlingen zwischen reformatorischem Bekenntnis und kaiserlicher Loyalität“, Stadtarchivar Roland Deigendesch beschreibt „Reutlinger Kleriker vor der Reformation“. Weiteren Themen der vorreformatorischen Zeit widmen sich Tjark Wegner (Reichsstädtische Bettelordensklöster) und Melanie Prange (Kirchliche Kunst am Ende des Mittelalters und in der frühen Reformation). Uta Dehnert untersucht die Geschichte der Täufer in Reutlingen um 1527/28 und Irmtraud Betz-Wischnath beschreibt mit dem Zwiefalter Klosterhof und seiner Kapelle einen permanenten Konfliktherd zwischen der katholischen Abtei und der evangelischen Reichsstadt.
Über die Tagungsbeiträge hinaus enthält der Band den Schiedweckenvortrag des Vorjahres von Dr. Wilhelm Borth über „Die Reformationszeit als identitätsstiftender Höhepunkt der Reutlinger Stadtgeschichte“. Er beleuchtet vor allem die Reformationsjubiläen des 17. bis 19. Jahrhunderts unter ihren jeweiligen zeitgeschichtlichen Bedingungen. Ebenfalls in nachreformatorische Zeit führt der Beitrag von Dr. Martina Schröder zu dem jüngst neu erworbenen „Musikbecher“ im Reutlinger Heimatmuseum. Der Besitzgang dieses Prunkpokals von 1625 ist eng mit der jüngeren deutschen Geschichte verwoben. Martina Schröder schildert kenntnisreich die Vorgeschichte des Erwerbs, beschreibt den Pokal kunsthistorisch und sorgt für seine stadtgeschichtliche Einordnung. Außerhalb des Themenschwerpunkts zur Reformation enthalten die Geschichtsblätter die lange schon geplante neunte und letzte Folge der „Neue(n) Funde zu Friedrich List“ von Professor Dr. Volker Schäfer, eine für die Listforschung überaus wichtige Serie, die in dieser Zeitschrift 1989 ihren Anfang nahm.
Ein umfangreicher, wiederum in Teilen die Reformationszeit berührender Besprechungsteil zu neueren orts-, regional- und landesgeschichtlichen Veröffentlichungen beschließt diesen vom Stadtarchiv und dem Reutlinger Geschichtsverein (Redaktion: Roland Deigendesch). gemeinsam herausgegebenen Jahresband. Das Buch hat 360 Seiten sowie zahlreiche, teils farbige Abbildungen. Es kostet 23,00 € und ist im Stadtarchiv und im örtlichen Buchhandel erhältlich.